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Thomas Dybdahl: Teenage Astronauts (Review)

Artist:

Thomas Dybdahl

Thomas Dybdahl: Teenage Astronauts
Album:

Teenage Astronauts

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Singer/Songwriter, Indie Folk, Art Pop

Label: V2 Records/Bertus
Spieldauer: 31:50
Erschienen: 15.03.2024
Website: [Link]

Der norwegische Singer/Songwriter und Multiinstrumentalist THOMAS DYBDAHL schwelgt gerne in (nicht gerade sonnigen) Kindheits- und Jugenderinnerungen – und im Falle von „Teenage Astronauts“ sogar ein ganzes Konzept-Album lang, auch wenn dieses leider nur eine gute halbe Stunde Spielzeit zu bieten hat. Dafür aber gibt’s im Gegensatz zur musikalischen Quantität an der Qualität kaum etwas auszusetzen. Vorausgesetzt man mag größtenteils die ruhigeren und mit klassischen Orchester-Klängen angereicherten, bis ins bombastisch getriebene Töne, denn die gibt es jede Menge auf dem 2024er-Dybdahl-Album zu hören, wobei es schade ist, dass die LP – trotz bedruckter Innenhülle – nicht die Texte der bewegend-beachtlichen Kind- und Jugendzeit-Erinnerungslieder enthält.

Und bitte nicht wundern – denn sogar in gestalterischer Hinsicht lässt sich Dybdahl mal wieder etwas Ungewöhnliches einfallen, denn wer sich für die auch klanglich absolut empfehlenswerte LP-Ausgabe entscheidet, bekommt diese mit dem über unserer Review abgebildeten Cover-Motiv des Jungen mit Kosmonauten-Tattoo auf dem Hals, während der CD-Käufer den Jungen mit Kosmonauten-Helm als Front-Motiv erhält, das dann übrigens auch ganzseitig auf der bedruckten LP-Innenhülle zu bewundern ist.


Er liebte also in seiner Jugend die Astro- und Kosmonauten – und ist zum Glück nicht selber einer geworden, sondern hob vielmehr mit seiner Musik-Rakete ab, die uns tatsächlich sofort Richtung Sterne und vielversprechendes Universum entführt. Ganz spezieller Musik-Treibstoff ist hierbei das STAVANGER SYMPHONY ORCHESTRA, das diese Reise zugleich zu einem klassischen Musikerlebnis werden lässt.

Schon der Album-Opener mit dem Titeltrack jagt einem einen fetten Schauer über den Rücken und lässt einen kaum glauben, was man auf „Teenage Astronauts“ zu hören bekommt. Zerbrechlich tiefer Sprechgesang – wie man ihn eigentlich nur von dem einzigartigen TOM WAITS kennt, trifft auf akustische Instrumente und riesiges Orchester, bei dem die Streicher federführend sind. Allein dieser Song trägt ein dermaßen extremes Suchtpotenzial in sich, dass man dieses Album definitiv wieder und wieder – je nach melancholischer Stimmungslage – aus seinem Plattenschrank holen wird. Natürlich steht diese Platte zwischen „The Heart Of Saturday Night“ und „Closing Time“.


Es ist bereits das 10. Album des norwegischen Songwriters, der sich in gewisser Weise immer wieder auf verblüffende Art neu erfindet.
Schon auf dem großartigen „All These Things“ wählte er einen ungewöhnlichen Musik-Weg, der sogar ein paar Erinnerungen an PINK FLOYD weckte. Nun also frontal hinein in die pubertierenden symphonischen und astronomischen Klangwelten – mit dem Orchester in den Weltraum, bei dem THOMAS DYBDAHL souverän trotz der riesigen Besetzung den Steuerknüppel in der Hand hält. Und das nur, weil er sich eine klare Stoßrichtung vorgegeben hat – nennen wir diese einfach: Symphonische Melancholie im Entdeckermodus des Erwachsenwerdens.

Ganz wichtig wird hierbei das grandiose Orchester, welches bereits mit der exzentrischen BJÖRK genauso wie mit der introvertierten JONI MITCHELL musizierte. Nur durch dieses ist all die wechselhafte Emotionalität unüberhörbar. Denn das STAVANGER SYMPHONY ORCHESTRA verleiht diesem Dybdahl genau die atmosphärischen Klangräume, wie wir sie vielleicht von SIGUR RÓS oder ARCHIVE kennen. Dazu kommt der erstklassige Sound, der unter solchen Klangbedingungen sicher nicht unkompliziert aufzunehmen war. Das Ergebnis jedenfalls kann sich rundum hören lassen – und umso hochwertiger die Anlage, umso erlebnisreicher der Hörgenuss. Selten, nur ganz selten, hört man solch tiefe Indie-Folk-Emotionen gepaart mit modernen Streichern und fragiler Akustik sowie einer charismatischen Stimme, die man nie wieder vergisst, auf einem dermaßen hohen Niveau wie auf diesem etwas zu kurz geratenen Album.


Am ehesten nähert man sich diesem Album an, wenn man vielleicht mal wieder seine NICK DRAKE-Platten hervorholt und sich der tiefen todtraurigen Melancholie des 'Rosaroten Mondes' und ganz besonders der mitunter ähnlich orchestrierten 'Bryter Layter'-Faszination, in der Drake seinen Indie-Folk mit Kammermusik und viel Streichern kombinierte und so wahrhafte Jahrhundertwerke schuf, hingibt.
Genau hier liegen auch die Wurzeln von „Teenage Astronauts“, aus denen dieses Album erblüht – allerdings nur im Nachtschatten einer emotional tiefbewegenden Entwicklungsreise von der Kindheit in die Jugend.


FAZIT: Wenn echte Trauer einen Namen hat, dann sollte sie THOMAS DYBDAHL heißen. Diese Traurigkeit wird auch noch durch die Freunde des STAVANGER SYMPHONY ORCHESTRAs verstärkt, um am Ende eine Art von musikalischen Tagebuchaufzeichnungen aus Kindheit und Teenagerzeit unter dem Titel „Teenage Astronauts“ zu hinterlassen. Was für eine symphonische Indie-Folk-Orchester-Weltraumreise. Emotion pur – und wer nach einem würdigen Nachfolger von NICK DRAKE sucht, der wird sicherlich bei THOMAS DYBDAHL fündig.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1371x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (16:22):
  • Teenage Astronauts (4:14)
  • Graffiti Boy (4:13)
  • All For A Girl (4:07)
  • Beautiful Boy (3:07)
  • All For A Girl String Reprise (0:41)
  • Seite B (15:28):
  • There's No One Else On Earth (3:27)
  • Sea Turtles (4:07)
  • Rocket Ship (5:26)
  • Teenage Astronauts String Reprise (2:28)

Besetzung:

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